Der geschlossene Güterwagen MD111 gehört zu einer Serie von 5 die zwischen 1910 und 1913 von der Waggonfabrik Görlitz an die Herrn Vering und Waechter geliefert wurden, die die Wagen für eine Jahresmiete von jeweils 40 RM an die Jagsttalbahn verliehen. Die Wagen wurden mit den Nummern 60-61 geführt. Im Jahre 1928 wurden die Wagen in 110-114 umgezeichnet. Hierbei wurde aus der Nummer 61 der 111. 1930 wurde die Görlitzer Gewichtsbremse durch eine Westinghouse Druckluftbremse ausgetauscht. Im Jahre 1935 übernahm die Deutsche Eisenbahn-Betriebs-Gesellschaft (Berlin) die Wagen. Die Wagen wurden wegen ihrer guten Zugänglichkeit durch die 4 Türen im Stückgut- und Viehtransport eigesetzt. Ab 1945 stieg der Personenverkehr stark an so das die Wagen zu Behelfspersonenwagen umgerüstet werden mußten. Der MD-111 wurde 1950 dafür ausgerüstet, wurde aber nur bei Sonderfahrten als Personenwagen umgerüstet. Mitte der 50er Jahre ging die Beförderung von Vieh fast völlig zurück, 1980 übernahm die WEG den Express- und Stückgutverkehr mit Kraftwagen. 1971/72 wurde MD-111 zum Wirtschaftswagen zur Bewirtschaftung und Verkauf von Souveniers bei den Dampfsonderfahrten völlig umgebaut und bekam eine vergrößerte Bühne und große Fenster. In diesem Zustand war der Wagen bis 1986 im Einsatz. Das Modell von Uwe Stehr zeigt den Zustand von MD-111 um 1968, also vor dem Umbau.
Obwohl die vier GG-Wagen bis auf die Bremsen baugleich waren, lohnt sich im Vorfeld der Planung ein Blick in die zahlreichen Umbauten. Ich möchte die vier Wagen im Zustand des Jahres 1969 nachbilden.
Das Vorbildfoto stammt von Dieter Höltge und zeigt den M-D 111 im Jahr 1964 vor dem Güterschuppen in Möckmühl.
Uwe Stehr hat auch diese Wagen mit dem kostenlosen Zeichenprogramm FreeCAD gezeichnet. Stellvertretend für den Bau der vier Wagen wollen wir uns den Bau des M-D 111 anschauen.
Nach dem Umwandeln in eine stl-Datei kann der 3D Drucker seine Tätigkeit aufnehmen. Mein neuer ANYCUBIC Photon Mono 3D Drucker benötigt bei einer Druckstärke von 0,03 mm und zwei Sekunden Belichtungszeit für diese Aufgabe acht Stunden und 38 Minuten.
Als Resin kommt das Standard Photopolymer Resin von ELEGOO mit der Farbe Maroon zum Einsatz. Dies ist keine Kaufempfehlung, sondern es war nur gerade im Angebot.
Der Wagen, wie er aus dem Drucker kommt nach dem Abwaschen mit Isopropanol. Diese Reinigung ist sehr wichtig, um das dem Druck anhaftende Resin zu entfernen. Die Stützen zum Drucken werden auf dem Dach angebracht, da sich dieses nachher einfach glattschleifen lässt. Die feinen Stützen auf der Stirnwand verhindern, dass sich diese verzieht. Die Stützen werden dabei mittig auf den Brettern angebracht, so dass man diese ebenfalls vorsichtig glattschleifen kann. Die Stützen entferne ich vor dem Aushärten in der UV-Kammer.
Der Wagen nach dem Entfernen der Stützen und dem Aushärten in der UV-Kammer.
Außerdem wurde das Dach glattgeschliffen und der Wagen mit einer alten Zahnbürste und Seife unter warmem Wasser gewaschen. Nun ist er fertig zum Lackieren.
Die Bremserbühnen hat Uwe ebenfalls gezeichnet. Auch sie stammen aus dem DLP Drucker. Unser M-D bekommt, natürlich vorbildgerecht, eine Bremserbühne mit Wurfhebel- und nicht mit Spindelbremse. Der M-D 111 und 112 hatten eine Gewichtsbremse, während der M-D 113 und 114 mit einer Spindelbremse als Handbremse ausgestattet waren.
Die Bodenplatte wurde, anders als der Wagenkasten und die Bremserbühne, mit einem FDM Drucker gedruckt.
Hier stand nicht die Feinheit, sondern Stabilität im Mittelpunkt.
Hier die drei Bauteile in noch unlackiertem Zustand. Den Wagenkasten habe ich mit RAL 3009 Oxidrot (Weinert Nr. 2615), die Bremserbühne in RAL 9005 Schwarz (Weinert Nr. 2646), ohne Grundierung lackiert.
Beim Lackieren der Bremserbühnen leisten Halter für Sitzplatzreservierungen gute Arbeit.
Die Bodenplatte und die Bremserbühne habe ich RAL 9005 Schwarz (Weinert Nr. 2646) ebenfalls ohne Grundierung lackiert. Den Rahmen am Wagenkasten und das Dach habe ich mit einem Pinsel in Anthrazit (Revell 36109) gestrichen. Der Untergurt wird aus 0,5 mm Messingdraht hergestellt und ist 80 mm lang.
Wenn man das Ziel hat, alle Fahrzeuge der Jagsttalbahn nachzubilden, stellt sich natürlich auch die Frage nach der entsprechenden Beschriftung. Weinert hat hier unter der Nr. 9144 einen sehr guten Bogen im Angebot, der einige Beschriftungen der Jagsttalbahnfahrzeuge enthält.
Wir wollten aber die Beschriftungen aller Fahrzeuge haben. So hat unser Freund Klaus Holler in unzähligen Stunden nach Vorbildfotos einen eigenen Beschriftungsbogen fast aller Fahrzeuge der Jagsttalbahn entworfen.
Nachdem Anton Vogl diesen Bogen gedruckt hat, kamen diese Decals erstmals auf dem M-D 111 zum Einsatz. Eine dunkle Schneidunterlage leistet beim Beschriften der Wagen mit den kleinen Decals sehr gute Dienste.
Der Wagenkasten lackiert und beschriftet.
Die für den Zusammenbau benötigten Teile.
Die Bauteile bringen zusammen nur 35 gr. Auf die Waage. Ein vierachsiger Wagen hat aber als Idealgewicht 55 gr. Die Differenz bringen 20 gr. Blei.
Die 20 Gramm schwere Bleiplatte wird mit Sekundenkleber innen auf die Bodenplatte geklebt.
Jetzt stimmt das Gewicht.
Bei den Drehgestellen greife ich wieder zu den sehr schönen Modellen von Technomodell zurück, die mit RP 25 Achsen von der Fa. Luck Feinmechanik mit einem Raddurchmesser von 7,0 mm bestückt habe.
Der fertige M-D 111 abgestellt auf einem Gleis.
Hier zieht V22-02 den M-D 111 in die Einfahrt des Bahnhof Krautheim.
Für den Druck der M-D 111 Baugruppen wird ein 3D DLP Drucker und ein FDM Drucker benötigt. Die Volumen-Modelle steht hier als STL-file zum download bereit:
Die Umsetzung ins Modell erfolgte durch die Firma GI-Modellbau in Messing Ätztechnik. Der Bausatz ist eigentlich der MD-112 und erstaunlich komplett. Der M-D 112 wurde allerdings schon 1950 zum Personenwagen mit 4 Fenstern auf jeder Seite umgebaut. Im gewünschten Zeitraum war lediglich MD-111 noch in dem Zustand den der Bausatz darstellt.
Der Bausatz erfordert etwas Übung beim Bau von Modellen aus Messingblech.
Der Bau beginnt mit den Seitenteilen die zum Dach hin auf voller Länge angekantet werden und so später die Auflage für das Dach bilden. Diese Falz wird innen verlötet.
Als nächstes wird die Bodenpatte an die Seitenteile gelötet. Hierbei ist auf rechwinkelige Montage größten Wert zu legen.
Für die Montage der Stirnseiten habe ich mir eine 90° Lötvorrichtung für flächige Bauteile hergestellt. In diese eingelegt lassen sich die einzelnen Teile gut festhalten und verlöten.
Anschließend werden die Seitenprofile, Türen, Griffstangen und weitere Details aufgelötet. Die geätzten Schlußscheibenhalter habe ich nicht verwendet, sondern entsprechende MS-Gußteile von Weinert.
Auch das Dach kann nun aufgelötet werden. Hierbei ist zu beachten das die Schlitze im Dach für die Seilzugbremse für unseren Betriebszeitraum nicht benötigt werden. Ich habe sie einfach verlötet und verschliffen.
Die Montage der Drehgestelle erfolgt auch in Falttechnik.
Nach dem falten werden alle Falze innen verlötet.
Um die kleinen Teile der Bremsanlage anlöten und dabei halten zu können verwende ich Schaschlik Spieße. Am Ende leicht gespalten funktionieren sie wie eine Pinzelle. Aber man kann die Bauteile auch mit etwas Druck in Position halten bis das Lot erstarrt ist.
Für die Kupplung habe ich nur den Bügel des Bausatzes verwendet. Prallplatte, Haken und Montageplatte entstanden im Eigenbau. Im späteren Betrieb erwies sich diese Konstruktion leider als wenig glücklich. Heute würde ich eine H0e Kupplungskopf von Roco oder Liliput verwenden. Auch erfordert die Kupplung aus Metall beidseitg isolierte Radsätze, da ansonsten das kuppeln mit einem weiteren Wagen aus komplett Metall einen Kutzschluß verursachen kann!
Vor der Lackierung werden alle Baugruppen penibel gereinigt. Kein Flußmittelrest, Lot oder Fettrückstände dürfen auf den Oberflächen der Metallteile verbleiben.
Als erstes werden alle Baugruppen grundiert.
Der Wagenkasten und das Fahrwerk sind ein Teil. Diese Baugruppe wird komplett mit Revell matt 37 gespritzt. Dieser Farbton trifft das rot der Güterwagen recht gut, wie ich finde.
Die Trennkante am Wagenkasten zum nun dem noch separat schwarz zu lackierendem Fahrwerk ist nicht einfach herzustellen, da sie Profile des Wagenkastens ein einfaches abkleben mit Klebeband ausschließt. Hier habe ich entlang der Trennkante eine Schicht Latexmilch aufgepinselt.Der Wagenkasten wird nun mit Abklebeband auf dem Latexstreifen abgeklebt. Dabei auftretende Spalte im Bereich der Profile werden mit zusätzlicher Latexmilch abgedichtet.
Nach dem Spritzen des Fahrwerks in mattschwarz, Revell matt 8, und dessen Trocknung, kann das abdeckband und das Latex leicht entfernt werden. Verschiedene Kleinteile wie Griffstangen, Schlußscheibenhalter und ähnliches, erfolgt mit dem Pinsel von Hand.
Die Beschriftung des Bausatzes erfolgt mit Nassschiebebildern und für dem M-D 112 passend. Die Nummer "111! habe ich aus einem Beschriftungssatz der Firma Weinert. Dieser hat Zahlen in 3er Gruppen von 001 bis 999 in jeweils zweifacher ausfertigung und ist zum umnummern von Waggons gedacht. Diese Nassschiebebilder verfügen über einen sehr dünnen und matten Trägerfilm. Für das Anbringen der Schiebebilder verwende ich einen speziellen Weichmacher "Decal Work" von Molak, den es aber auch von anderen Herstellern gibt, eine spitze Pinzette, saugendes fusselfreies Papier, eine Nagelschere und ein flaches Schälchen mit Wasser.
Die Beschriftungen werden als erstes mit der Nagelschere so knapp es eben geht ausgeschnitten, dies ist nötig da sich um die eigentlichen Beschriftungen meist noch ein Rand des durchsichtigen Trägerfilms befindet für den an dem Modell kein Platz ist. Nach dem Zuschneiden sollten die Beschriftungen an den entsprechenden Platz gehalten werden um zu sehen ob sie zum Beispiel über eine Fahrzeugkante ragen oder gegen Absätze (Profile, Griffe..) stoßen. Passt alles wird die Beschriftung in das Wasserschälchen getaucht und dann auf dem Basteltisch zum Durchweichen abgelegt.
In der Zwischenzeit pinsele ich die Stelle an der das Schiebebild platziert werden soll mit dem Weichmacher ein. Lässt sich das Schiebebild vom Trägerpapier lösen wird es mit der spitzen Pinzette gegriffen und auf die mit Weichmacher befeuchtete Stelle am Modell platziert. Nun lässt sich das Schiebebild in Position rücken und mit dem fusselfreien Papier vorsichtig angedrückt. Hierbei wird überschüssiger Weichmacher abgesaugt und das Schiebebild verbleibt in seiner Position. Durch den Weichmacher entstehen auch keine Blasen unter dem Schiebebild wenn dieses über eine Niete oder Fuge des Wagenkastens gelegt werden muss.
Anschließend werden alle Teile mit einer Schicht Mattlack, Revell matt 2, überzogen. Um sicher zu stellen das bei dem Überzug mit Mattlack die Lackierung, oder schlimmer noch die Beschriftung in Mitleidenschaft gezogen wird, ist es wichtig zur Verdünnung des Mattlackes keine aggressive Verdünnung zu verwenden. Gute Erfahrungen habe ich mit der Verdünnung von Revell gemacht.
Nachdem der Wagen komplett zusammengesetzt, lackiert und beschriftet ist, kann mit der abschließenden Alterung begonnen werden. Ich habe hierbei einige Gebrauchsspuren aufgebracht, da beim Vorbild die Güterwagen nicht in einer Halle untergestellt waren, und so jahraus jahrein wind und Wetter ausgesetzt sind. Auch wurden die Wagen am ende kaum noch gebraucht und so dementsprechend "gepflegt". Durch die Patina gewinnen die Details des Wagens an Tiefe und treten deutlicher hervor.
Ich verwende wie immer wasserlösliche Plaka- oder Binderfarbe in den Farbtönen schwarz, rostrot, hellbraun und weiß. Als erstes wird mit einem mittelgroßen Pinsel wenig stark verdünnte mittelgraue Farbe auf das zusammengesetzte Modell aufgebracht und über das ganze Modell verteilt. Hierbei sollte die Farbe nur in den Ritzen und Vertiefungen stehen, ohne dabei abzulaufen. Als nächstes wird eine Schmutzschicht aus nicht so stark verdünnter Farbe aufgetragen.
Die Farbe sollte flächig das ganze Modell ganz leicht bedecken. Als Farbton kommt ein schlieriges Gemisch aus hellbraun und wenig grau zur Anwendung. Mit einem weichen Pinsel habe ich jetzt auf einem Blatt Papier weiße Farbe solange ausgestrichen, bis der Pinsel kaum noch Farbe abgibt. Mit diesem Pinsel ganz leicht über das ganze Modell gepinselt, so das die erhabenen Stellen ganz wenig heller werden.
Das Laufverhalten des Wagens ist gut. Unter dem Boden habe ich ein 15gr. Bleigewicht in Form einer Bleiplatte eingeklebt und die Achsen in den Drehgestellen durch N-Achsen von LUCK ausgetauscht. So ist der Wagen bis heute auf unser Modelljagsttalbahn im Einsatz.
Zum Schluß noch einige Bilder des M-D 111 auf unseren Modularrangements.
Der M-D 111 mit der Lok 24 als Kurzzug auf Strecke.
M-D 111 an der Ladestraße.
M-D 111 und Bremsballastwagen M-D 420 im Verbund an der Ladestraße.