Aktualisiert: 24. April 2022
Jedes Gebäude der Ortsdurchfahrt in Berlichingen exakt zu vermessen übersteigt unsere Möglichkeiten bei Weitem. Ganz besonders gilt dies für das größte Gebäude der Ortsdurchfahrt, der Kirche "St. Sebastian". Um hier zu einem stimmigen Modell zu gelangen ist viel Rechnerei gefragt. Basis hierfür sind die Daten die wir an der Kirche in Bodennähe ausgemessen haben und die nun mittels Fotogrammetrie die fehlenden Daten errechnen helfen. Einiges kann man auch im Internet finden, zumindest viele Bilder neueren Datums.
Das dieses Gebäude ein recht großes wird war klar, wie also druckt man das Gebäude am besten? Um diese Frage zu beantworten wird nun zuerst ein maßstäbliches, aber detailloses Grundmodell erstellt.
Die gotischen Bögen kommen dem 3D Druck sehr entgegen, sie lassen sich ohne Stützstruktur drucken.
Dennoch zeigt sich schnell die Ausmaße und auch die Höhe dieses Bauwerkes.
Im Slicer zeigt sich schnell, der Druck wird nicht in einem Stück erfolgen können. Der Druckraum (hellblau) ist kleiner als das Kirchen-Modell, auch die Höhe passt nicht.
Aber das Kirchenschiff allein passt. Somit ist klar das das Kirchenschiff, der Glockenturm und das Dach des Glockenturmes getrennt voneinander gedruckt werden muß.
Wie beim Vorbild wird auch hier von unten nach oben konstruiert. Begonnen wird mit den Fundament das später auch in Einzelteilen gedruckt wird.
Von oben gut zu erkennen befinden sich in regelmäßigen Abständen Löcher im Fundament. Hier werden später mit Stiften die einzelnen Gebäudeteile aufgesteckt und verklebt.
Die Konstruktion ist nun soweit fertig gestellt das die ersten Teile gedruckt werden können. Die Gebäude sind groß, sehr groß. Mit einer Druckzeit von 5 Tagen, 21 Stunden und 11 Minuten dürfte das größte, gedruckte Einzelstück auf unserer Modell-Jagsttalbahn sein.
Das Fundament der Kirche ist da mit 23 Stunden und 20 Minuten recht "schnell" gedruckt.
Auch der Turm ist innerhalb eines Tages fertig, 1 Tag und 38 Minuten um genau zu sein.
Das Dach des Gebäudes, speziell der spitze Kirchturm, stellt eine echte Herausforderung dar. Die Eindeckung mit Schiefer ist im Modell sehr aufwändig.
Die Idee ist nun ein einzelne Dachschindel zu konstruieren und diese dann zu einer Platte zu kopieren. Aus dieser Platte werden dann Abschnitte für die Kirchturmspitze passend ausgeschnitten und zusammengesetzt.
Die erste Skizze ist die Draufsicht einer Schieferschindel.
Um nun die im Raum schräg liegende Oberfläche der Schieferschindel, bei ebener Rückseite, zu realisieren, wird ein Körper mit trapezförmigen Querschnitt benötigt......
......der nach hinten um die Schindel Dicke niedriger wird.
Aus diesen drei Skizzen wird die einzelne Schindel erzeugt.
Zuerst wird die Draufsicht der Schindel extrudiert (grau).
Der im Raum flacher werdende Körper entsteht als Loft aus den beiden Trapezen.
Mittels boolescher Operation "gemeinsame Schnittmenge bilden" entsteht so die erste Schieferschindel.
Einfache Kopien der Schieferschindel (grün) werden nun um eine Schieferschindellänge nach links und rechts verschoben (grau).
Dreht man die Dreiergruppe etwas kann man den Sinn der vorangegangenen Operationen erkennen: Die gewünschten Stufen der sich überlappenden Dachschindeln.
Diese Dreiergruppe wird nun gruppiert und diese reihe nach oben und unten um die Breite einer Schindel verschoben. So entsteht die charakteristische, schuppige Oberfläche des Schieferdaches....
......aber so einfach ist das nicht. Der Vergleich mit dem Bild zeigt auch einen Versatz in Querrichtung. Hier werden die einzelnen Reihen noch einmal positioniert.
Der Vorteile dieser Konstruktion ist die völlig ebene Rückseite diese Dachelements.
Für eine große Dachplatte ist eine 3x3 Schindel große Kachel zu klein. Es wird also erst einmal eine Reihe aus 17 einzelnen Schindeln gebildet.
Dies Reihe wird nun neun Mal kopiert und positioniert. Anschließend zu einer Platte gruppiert.
Aus dieser Platte wird nun das erste Dachelement der unteren Reihe des Kirchendaches hergestellt. Hierfür wird wieder ein Trapez für einen Abzugskörper benötigt.
Dieses Trapez wird extrudiert (grün)......
......und per boolescher Operation "gemeinsame Schnittmenge bilden" das benötigte Dachelement erzeugt.
Als nächstes wird die achteckige Kirchturmspitze als Loft aus drei Achtecken erzeugt. Sie dient zur Positionierung der einzelnen Dachelemente.
Eine Kopie des zuvor erzeugten Dachelements wird nun durch verschieben und drehen auf der Oberfläche es Kirchturmes positioniert.
Im Drahtgitter sieht man das erste Dachelement auf der Oberfläche des Kirchturmes positioniert.
Der Kirchturm in flächiger Ansicht.
Das zweite Dachelement (grün) ist eine Kopie des ersten und wird um die Z-Achse um 45° gedreht.
Dieser Vorgang wird insgesamt sieben Mal wiederholt und jede Kopie um weitere 45° um die Z-Achse weiter gedreht. Der erste Teil der Kirchturmspitze ist geschafft.
Fehlt noch die Spitze des Kirchturmes selber.
Hierfür wird die Kachel des unteren Elements auf die benötigte Höhe kopiert, gestapelt und per boolescher Operation zu einem Element verbunden.
Als Abziehkörper reicht hier ein einfaches Dreieck....
....das extrudiert wird (grün)....
.....Schnittmenge bilden, positionieren, 7x kopieren und drehen. Den Kern ausblenden und schon ist die Dachhülle fertig.
Ein Bildausschnitt zeigt den Kirchturm schräg von unten.
Der Bildausschnitt neben er Konstruktion, die in etwa im Winkel und Größe angepasst. Der Eindruck ist schon mal sehr stimmig.
Als nächstes folgen nun die Deckschindeln an den Ecken und die Bleieindeckung an der oberen Spitze.
Wann immer die Konstruktion einer Baugruppe abgeschlossen ist, schließt sich der Druck an. Hier ist es der mittlerweile fertig gestellt Kirchturm. Der Druck zieht sich ein paar Tage hin.
Am Ende sieht man die reale Größe des Modells auf dem Modul. Zurzeit nur der riesige Kirchturm, das Kirchenschiff ist noch in der Konstruktion.
Wie beim Vorbild wird die Kirche diesen Teil des Ortes optisch dominieren.
Die Fundamente werden schon einmal farblich behandelt und in das Modul fest eingebaut.
Auch die Vegetation kann in diesem Bereich bereits begonnen werden.
Der Druck der restlichen Bauteile der Kirche hat einige Tage in Anspruch genommen, daß An- ein Einpassen der separat gedruckten DLP Bauteile auch.
Aber alle Bauteile passen an den vorgesehenen Platz....
.....und schließen sich dort nahtlos an.
Die weitere farbliche Gestaltung erfolgt mit Spritzpistole und Pinsel. Die gedeckten Farben kommen hier gut zur Geltung.
Die für uns wichtige "Gleisseite" der Kirche.
Die Kirche dominiert diesen Teil der Ortsdurchfahrt schon jetzt. Die Gebäude der gegenüberliegenden Straßenseite fehlen noch.
Haupteingang der Kirche St. Sebastian zum Ortskern hin. Dieser Teil der Ortsdurchfahrt ragt um 90° versetzt zum Gleis in den Raum. Auch in dieser Hinsicht stellt das Modul eine Besonderheit dar.