Der Schreck kommt irgendwann, anstelle des erwarteten, fertig gedruckten Modells an der Bauplattform ist diese leer und im Harztank zeigt sich ein eher ungewohntes Bild.
Der Harztank wird entfernt und der Drucker sieht nicht gut aus.
Auch der Schuldige ist schnell ausgemacht: Ein kleines Loch in der FEP Folie des Harztanks.
Also habe ich mit mal einen Satz FEP Folien bei www.amazon.de bestellt.
Amazon liefert schnell, aber in der Zwischenzeit kann man den mit Harz verschmutzten Drucker reinigen. Begonnen habe ich mit dem Abwischen der noch feuchten Harzreste mit einem Papiertuch.
Die bereits auf dem Screen ausgehärten Harzreste habe ich mit einer scharfen Klinge vorichtig am Rand gelößt und dann vom Screen abgezogen.
Im Anschluß wird der Screen und der Drucker mit Isopropanol von den letzten verbleibenden Harzresten befreit. Hierbei hat sich auch das Klebeband, das den Screen zum Drucker hin abdichtet, gelößt.
In diesem Zustand wird überprüft ob der Screen Schaden genommen hat. Verklebt sich Bauplatte, schadhafte FEP Folie und die Oberfläche des Screen mit dem Harz zu sehr kann es zu einer Delamination des Screen kommen und er ist defekt. Auch diesen kann man tauschen. Das war im meinem Fall nicht nötig, der Screen arbeitet auch nach der Reinignung einwandfrei.
Die Lücke zwischen Screen und Drucker gilt es nun wieder zu schließen.
Dies habe ich mit einem Isolierband aus dem Elektronikbedarf gemacht.
Der Drucker selber ist nun wieder einsatzbereit.
Bleibt noch der Wechsel der beschädigten FEP Folie. Diese wird zunächst mit einer UV-Taschenlampe oder in der UV Nachhärtekammer nachbelichtet, so müssen keine flüssigen Harzreste entfernt werden müssen.
Um die beschädigte FEP Folie auszubauen werden auf der Rückseite des Tanks 14 Senkkopfschrauben M3 herausgedreht werden. Dann kann der Spannrahmen aus Aluminium entnommen werden, der die FEP Folie festhält. Die Folie nicht gleich wegwerfen, die brauchen wir noch.
Bevor wir die neue FEP Folie einbauen können müssen alle Teile von Harzresten befreit werden. Diese sind an den Übergängen zur Folie zu finden, zum Teil auch im Rahmen selber. Diese lassen sich mit einem Messer oder Schaber aber leicht entfernen. Zum Schluß wird der Tank noch mit Isopropanol und einem Papiertuch abgewischt.
Auch der Spannrahmen aus Alu wird von Harzresten befreit. Hierbei sollten auch alle Kanten auf Grate untersucht, und diese bei Bedarf entfernt werden. Ansonsten besteht die Gafahr das die neue Folie von einem solchen Grat beim Spannen beschädigt wird und gleich wieder undicht ist.
Damit die kleinen Schrauben nicht verloren gehen habe ich sie in eine Edelstahlschale mit Magnetboden gelegt. So kann man sie mit Alkohol und Pinsel reinigen ohne das man hinterher den Werkstattboden nach ihnen absuchen muß.
Die neuen FEP Folien sind für viele Drucker verwendbar, daher sind sie vergleichsweise günstig. Nachteilig ist das sie in Übergröße und ohne Löcher für die Schrauben geliefert werden, diese gilt es nun an den passenden Stellen einzubringen. Hierfür habe ich die ausgebaute Folie auf ein etwas größeres Holzbrett gelegt und mit Wäscheklammern fixiert.
Auf der FEP Folie hält nix, kein UV-Harz und kein Edding, also ist ein Übertragen der Lage der Löcher auf die neue Folie direkt nicht möglich, wohl aber auf das Holz darunter.
So werden nun auf dem Holz die Lage der Löcher für die 14 Schrauben markiert.
Das Brett kann ich immer wieder verwenden, daher habe ich aufgeschrieben für den Tank welches Druckers die Bohrungslage passt.
Auf dieses Brett wird nun die neue FEP Folie samt den Schutzfolien mit den Klammern fixiert. Die Schutzfolien sollten erst kurz vor dem Einbau entfernt werden um jedes Risiko der Beschädigung zu minimieren.
Wie bekommt man nun die Löcher in die Folie? Normale Spiralbohrer scheiden aus, sie würden die Folie eher zerreißen als ein rundes Loch hinein zu bringen. Locheisen wären ein möglicher Weg, aber die müßten sehr scharf sein und wirklich senkrecht aufgesetzt werden. Ich habe mir aus 4mm Messingrohr ein ~40mm langes Stück abgeschnitten und in der Standbohrmaschine eine scharfe "Klinge" (grün) aussen angefeilt.
So sieht das dann als Werkzeug aus, es erzeugt Löcher mit 3,5mm Durchmesser.
In die Standbohrmaschine eingespannt und als Unterlage ein Stück Holz eingespannt.
Läuft die Standbohrmaschine wird mit dem Schneidrohr und wenig Druck Loch um Loch aus der Folie ausgestanzt.
Das Ergebnis sind 14 exakt positionierte Löcher die weder ausgefranzt sind, noch hat sich die Folie dabei verzogen.
Die Löcher in Nahaufnahme.
Ohne Klammer und Brett ist die Folie fertig zu Einbau, die Schutzfolien müssen natürlich noch beidseitig entfernt werden.
Der geneigte Leser wird sich nun fragen warum man nicht den Alu Spannrahmen als Muster für die Löcher verwendet. Wenn man den Rahmen auf das Brett legt wird dies klar, die Löcher in den Ecken passen noch halbwegs, aber die Löcher der Seiten sind weiter auseinander als im Rahmen. Der Rahmen zieht die Folie zum Spannen "um die Ecke" das braucht etwas Weg, was sich in vergößerten Lochabständen wiederspiegelt.
Als Ergebnis der von der alten Folie übertragenen Lochabstände lassen sich alle Schrauben durch den Alu-Spannrahmen und die FEP Folie in den Tank schrauben. Hier fluchten alle Löcher auf Anhieb und lassen sich leicht eindrehen, hier aber noch nicht festziehen!
Das Festziehen der Schrauben erfolgt immer abwechselnd mit gegenüberliegenden Schrauben und im Uhrzeigersinn. Die Reihenfolge ist im Bild fortlaufend von "1" bis "14" markiert.
Nach drei Runden Schrauben anziehen waren alle fest.
Die beiden 5mm Durchgangslöcher für die M4 Stehbolzen des Druckers zur Harztank sind noch mit FEP Folie verschlossen. Zum Entfernen der Folie fertige ich mir ein weiteres Schneidrohr aus 5mm Messingrohr an. Die "Klinge" wird innen (grün) angeschliffen.
So sieht das dann als Werkzeug aus, es erzeugt Löcher mit 5mm Durchmesser.
Da das vorhandene Loch im Tank als Führung verwendet werden kann benutze ich als Antrieb für das Schneidrohr nicht die Standbohrmaschine, wie bei der Folie, sondern einen Akkuschrauber.
Als letztes wird der überstehende Rand der FEP Folie abgeschnitten.
Der Harztank ist wieder einsetzbar.