Auf meinem H0/H0e Übergabemodul mit automatischer Rollbockgrube fehlt es an Gestaltung. Gebaut als reines Funktionsmodul stand die Geländegestaltung und auch die Ausgestaltung hinten an. Als erstes wurde ein vorhandenes Volmer Häuschen, das eine halb eingefallenen Baracke darstellt, aufgestellt. Auch eine Zufahrt wurde parallel zum Abstellgleis verlegt, die aber eigentlich nirgends hinführt. Dann keimte die Idee auf, zwischen Abstellgleis und Straße eine kleine Werkstatt zur Reparatur und Wartung der Rollböcke einzurichten. Diese sollte eine einfache Holzkonstruktion sein. Das Gebäude hat kein Vorbild, aber die Technik zum Erstellen von Gebäuden aus Holz kann man damit recht anschaulich zeigen.
Der Platz für die geplante kleine Werkstatt war nun schon durch das Gleis, das Lichtraumprofil und die Straße weitgehend vorgegeben. Da die Straße ein aufwändig in Gips geritztes Kopfsteinpflaster aufweist wollte ich diese nicht verändern oder verlegen. Leider fand sich im Angebot der Modellbahnhersteller kein passendes Gebäude so das ich es selber bauen mußte. Der Einbauort der Rollbockwerkstatt ist flach und die Rollbockwerkstatt soll einen Mischbau aus einem gemauerten und einem hölzernen Teil darstellen.
Als erstes wird der Platz, der für die Rollbockwerkstatt vorgesehen ist, vermessen. Hierbei muß man schon recht sorgfältig arbeiten, denn viel Platz ist nicht vorhanden und so können beim späteren Einbau nur kleinere Ungenauigkeiten ausgeglichen werden.
Mit diesem Grundriss werden nun die Wände konstruiert.
Hierbei versuche ich bei den Stirnwänden ein Verhältnis von 1:1, Höhe zu Breite, einzuhalten. Bei den Seitenwänden ein Verhältnis von 1:1,5, Höhe zu Breite, einzuhalten. So entstehen sehr gefällige Gebäude die weder zu lang oder zu breit erscheinen. Aus einem maßstabgetreuen Ausdruck auf dickerem Papier scheide ich ein erstes Model aus und klebe es zu einem Dummy zusammen.
Hiermit läßt sich schon ein erster Eindruck des späteren Modells gewinnen. Auch mögliche Anbauten und deren Wirkung lassen sich so überprüfen, bevor man Zeit und Geld für deren Bau aufwendet. So läßt sich schnell die gewünschte Größe und Zusammenstellung finden. In meinem Fall soll neben die Rollbockwerkstatt noch ein Schleppdach und zwei gemauerte Bansen angebaut werden.
Die Baupläne, Ansichten und Grundfläche gibt es auch als download:
Für den Bau der Rollbockwerkstatt wird folgendes Material und Werkzeug benötigt:
Anders als bei richtigen Häusern beginne ich meinen Bau mit dem Dach. Das Dach wird einfach aus einer fertigen Dachplatte aus Kunststoff hergestellt. Ein passender Streifen, mit dem nötigen Dachüberstand, abschneiden und an der Klebestelle entsprechend zuschleifen. In meinem Fall habe ich Platte mit „Bieberschwänzen“ verwendet.
Diese sind im vorberen Bereich des Überstandes rund. Hier mit den überarbeiteten Überständen, aber noch ohne Dachfirst.
Um diesem Effekt im Modell zu zeigen habe ich die Platte vorne auf 0,5mm Dicke herunter geschliffen, was mit einem Proxon Bohrzwerg und Schleif- oder Trennscheiben recht flott geht, und dann die Ecken zwischen den „Bieberschwänzen“ mit dem Abbrechklingenmesser eingeschnitten.
Näher dran, die rot/weißen Streifen sind jeweils 2mm lang, die "Latte" ist ein 0,3mm Federstahldraht.
Ganz nah dran erkennt man die Ausarbeitung der Bieberschwänze und die schlampig angemalte Meßlatte.
Verklebt werden die beiden Dachhälften mit Sekundenkleber und zur Versteifung wird noch ein Streifen Papier eingeklebt.
Die Wände der Rollbockwerkstatt bestehen aus Ständerwerken der einzelnen Wände aus selbst geschnittenen Leisten. Diese werden aus 2mm Balsaholz hergestellt. Das Balsaholz ist im RC-Fachhandel zu bekommen, es ist sehr leicht und läßt sich einfach mit einem Abbrechklingenmesser bearbeiten. Die Leisten werden direkt auf einem Ausdruck der Zeichnung montiert, aber nicht direkt verklebt. Dies geschieht an den Knotenpunkten von ganz allein, was aber kein Problem darstellt. Wenn für jede Wand ein Ständerwerk hergestellt und der Klebstoff getrocknet ist, werden diese zum späteren Gerippe der Rollbockwerkstatt und dem Dach verklebt.
In die Ständerwerke werden auch die nötigen Ausschnitte für Türen, Tore und Fenster durch Leisten begrenzt.
Auch Verstrebungen und Aufdoppelungen werden berücksichtigt. Anschließend werden die Holzbretter, die wir im Vorfeld aus 0,6mm oder 0,8mm dickem Balsaholz geschnitten haben, beklebt.
Die einzelnen Brettchen sollten oben der Dachschräge angepasst werden. Da das Dach bereits montiert ist, ist dies sehr einfach. Unten müssen die Bretter über der letzten Leiste des Gerippes überstehen.
Ist der Weißleim getrocknet werden alle Überstände mit dem Abbrechklingenmesser abgeschnitten.
Im unteren Bereich werden aus geprägter Mauerfolie das Fundament dargestellt.
Diese Kunststoffstreifen werden am besten mit Sekundenkleber auf die entspechend zugeschnittene PS Streifen geklebt.
Der Rohbau ist damit fertiggestellt.
Wenn man passende Bauteile in der Restekiste findet ist es leicht.
In meinem Fall habe ich dort lediglich ein paar alte Fensterkreuze gefunden die ich vor dem Einbau noch mit einem Rahmen aus 0,5mm dickem Nußbaumfunier versehen habe.
Um die Stabilität der kleinen Klebeflächen zu verbessern habe ich den Fensterrahmen mit Zwirn umwickelt und anschließend mit Sekundenkleber verklebt.
Diese 0,5mm dickem Nußbaumfunierstreifen gibt es als Beplankungsleisten im Schiffsmodellbau. Hier ist das Fenster schon einmal zur Probe eingesetzt.
Das Tor hingegen sind wieder aus 0,6mm Balsaholz. Das Tor wird einfach als ganzes Blatt hinter die Öffnung geklebt, es bekommt eine Holzplatte als Basis und einzelne, schmale Holzbretter im Fischgrätmuster aufgeklebt. Dies ist ein wenig dekorativer als einfache gerade Streifen.
Das Tor wird einfach hinter die Toröffnung geklebt. Auf Tore zum öffnen habe ich bewußt verzichtet, da mit der dafür nötige Aufwand zu groß erschien.
Die Regenrinnen sind aus dicker Alufolie aus Zubereitungsformen von Fertiggerichten einer Tiefkühlkost Kette. Zum Drücken der Rinne dient ein einfaches Brett mit zur Hälfte eingelassenem 1mm Messingdraht.
So lassen sich die rund 5mm breiten Alustreifen leicht mit dem Daumennagel in ein U-Profil mit beidseitigem Rand umfomen.
Zuerst wird der vordere Bereich umgeformt, anschließend der hintere.
So entsteht ein Aluminium Streifen der in der Mitte die gewünschte Regenrinne enthält.
dem Abbrechklingenmesser wird dann ein Rand abgeschnitten, der andere dient zum Ankleben der Regenrinne.
Aus 0,4mm Cu Lackdraht werden Halterungen gebogen, die mit Sekundenkleber auf der Aluregenrinne aufgeklebt werden. Auf passende Länge zugeschnitten werde die Regenrinnen nun an das Dach geklebt.
Die Fallrohre werde nach der Montage des Daches passend aus 1,0mm oder 1,2mm Messingdraht gebogen und passend abgelängt.
Die Befestigungen werden aus 0,2mm Cu Lackdraht dargestellt.
Auf der Rückseite wird der Cu Lackdraht verdreht und dient später als Klebezapfen in der Wand.
Hierfür werde 0,5mm Löcher gebohrt und die Fallrohre mit Sekundenkleber eingeklebt.
Hier sind nun alle Regenrinnen und Fallrohre montiert.
Licht erweckt jedes Modell zum Leben. Für die Rollbockwerkstatt sollte es jedoch nur eine einfache Lampe über dem Tor und eine Birne unter dem Schleppdach sein.
Diese werden erst nach Fertigstellung der Lackierung montiert und angeschlossen.
Hierfür habe ich einen selbstgedrehten Lampenschirme und einfache Micro Birnchen von Conrad mit 1,3V Nennspannung verwendet.
Eingebaut wird die Lampe direkt über dem Tor.
Ein einfaches Detail ist der Schlot auf dem Dach. Dieser soll den Auslass eines einfachen Holzofens in der Werkstatt darstellen.
Die Einzelteile des Schlotes sind ein einfaches Messingrohr, das zweifach über Kreuz geschlitzt wird, und ein einfaches Drehteil aus Messing.
Das geschlitzte Ende des Rohres wird etwas aufgebogen und mit derm Schirm verlötet.
Eingebaut wird der Schlot in ein Loch im Dach, das zur thermischen Isolation mit einer Blechmanschette aus einen rechtwinkeligen Stück Papier dargestellt wird.
Das Schleppdach wird genau wie die Werkstatt aus Ständerwerken zusammengesetzt. Auch hier werden wieder Leisten aus Balsaholz verwendet. Die Leisten werden mit dem Abbrechklingenmesser zugeschnitten und mit Weißleim auf dem Bauplan montiert
Die Einzelteile verkleben an der Verbindungsstellen nur leicht mit der Zeichnung und sind nach dem Trocknen einfach zu entfernen.
Das Dach wird wie das der Werkstatt selber aus einer Mauerplatte hergestellt. Die Ständerwerke werden dann mit Seklundenklaber an das Dach geklebt und die Querverbindungen angepasst und ebenfalls eingeklebt.
Das Schleppdach wird nun mit der Werkstatt verklebt. Der gemauerte Teil folgt erst im Anschluß.
Die Bansen sind zum lagern von Schüttgütern wie Kohle oder Sand gedacht. Ein Teil der Basenmauern dient aber auch als Fundament für das Schleppdach.
Die Einzelteile der Bansenmauern sind ein einfacher 0,5mm dicker Kunststoffstreifen als Kern, der beiseitig mit einem Streifen Ziegelmauerplatte aus Kunststoff beklebt wird.
Der Bansen wird nun an das Schleppdach angepasst. Eine Unterterteilung und die inneren Ziegelmauer Streifen fehlen noch.
Der Bansen wird innen mit Mauerwerksplatten und einer Trennwand versehen. Auf die Mauerkrone wird ein dachförmiger Abschluß aus Nitrospachtel modelliert.
Ein Fach des Bansens wird mit einem einfachen Holzdach gegen Regen geschützt. Dieses Dach entsteht auch aus Balsaholz und wird später mit Papier als Dachpappe Nachbildung beklebt.
Von der Seite sieht der Bau nun schon recht interessant aus.
Die Straßenseite ist eher abweisend und schlicht. Die Papierstreifen der Dachpappenimmitation ist gut zu sehen.
Nachdem der Klebstoff vollständig getrocknet ist kann mit der Lackierung begonnen werden. Ich verwende hierfür einfache Abtönfarbe die sich wunderbar mischen läßt und wasserverdünnbar ist. Mit einem Pinsel mische ich aus braun, schwarz und weiß ein braubraun zusammen mit dem alle Holzteile der Rollbockwerkstatt gestrichen werden.
Die Türen, Tore und Fenster mache ich dabei eine Idee heller als den Rest um sie farblich abzusetzen. Das Dach ist, wie die Ziegel des Fundaments und der Mauer schon passend rotbraun eingefärbt. Hier werden mit einem feinen Pinsel einige Ziegel in einer anderen Farbe gestrichen um die eintönigen Flächen etwas aufzulockern. Regenrinnen und Fallrohre werden als letzte hellgrau gestrichen, die Lampe schwarz.
Ist die Farbe getrocknet wird die Scheune mit Wasserfarben aus dem Tuschkasten gealtert.
Sind die Farben gut duchgetrocknet kann man mit einem sehr trocknene Pinsel und hellgrauer Farbe noch ein paar „Lichter“ setzen.
Ebenfalls mit Wasserfarben aus dem Tuschkasten werden die Fugen der Mauer nachgedunkelt. Das Modell ist dann auch schon fertig zum Einbau.
Entsprechend der Grundfläche scheide ich mit dem Abbrechklingenmesser eine entsprechende Fläche aus der Moduloberfläche heraus. Da ich für die Moduloberfläche grundsätzlich keinen Gips sondern nur Pappmache verwende geht das recht einfach. Bei Gips oder ähnlichem wird es vermutlich ohne Stichsäge nicht gehen.
Die Rollbockwerkstatt setze ich nun ersteinmal lose ein und richte sie durch unterlegen von feinem Sand aus.
Dabei verbleiben umlaufend um das Gebäude natürlich Lücken, so genau läßt sich das Loch im Untergrund nicht ausschneiden. Hier das im meinem Fall größte Loch im Bereich einer Ecke mit dem Regenfallrohr.
Zum Verschließen dieser Lücken verwende ich feinen Sand der mit einer kleinen Schütte zugeführt wird.
Mit einem Pinsel wird der Sand nun verteilt. Er füllt die Lücken vollkommen aus.
Anschließend verklebe ich den Sand und die Rollbockwerkstatt mit Tiefgrund mit der Moduloberfläche. Einige Schnittstellen werden mit T49 und Foliage geschlossen, so das der Eindruck eines „eingewachsenen“ Gebäudes entsteht. Die Wege zu den Toren und der Tür werden aus feinem Sand auf der Moduloberfläche nachgebildet, mit Tiefgrund befestigt und mit Wasserfarben aus dem Tuschkasten gealtert. Ein kleiner Baum vervollständigt das neue Bild.
Ein Werkstatt ohne Details ist nackt. Ein sehr schönes Ausgestaltungs Set bietet Roco im Militär Programm in H0 an. Unter der Bestellnummer "576" bekommt man eine Vielzahl von nützlichen Gegenständen für kleines Geld. Der Preis auf der Verpackung sind noch DM !
Das Innere der Verpackung enthält vier Spritzlinge mit sinnvollen Dingen wie Wagenheber, Kompressor, Schweißwagen, Fässer und sogar ein kleiner Bockkran ist darin zu finden. Natürlich auch eine einfache, bebilderte Anleitung
Die Spritzlinge sollten als erstes noch am Gußast gespritzt werden, der olive grüne Farbton passt so gar nicht zu der zivilen Rollbockwerkstatt.
Nach dem Spritzen geht es dann hier weiter.....