Seit der Einführung von DCC bei der Schmalspur haben sich sie von Hand gestellten Weichen immer mehr durchgesetzt. Auch das man zu stellen der Weichen keine einfache Zugstange mehr verwendet, sondern mehr oder weniger dem Vorbild nachempfundene Weichenstellhebel. Diese werden praktisch in die Seitenwand der Module eingebaut und sind so zum einen nicht im Weg und zum anderen immer dabei.
Bislang wurden diese Stellhebel recht primitiv aus einem Runddübel aus Holz mit eingesetztem 2mm Stahldraht gebaut. Geht schnell, funktioniert und ist billig. Sieht aber nicht so toll aus.
Für die nächste Generation der Stellhebel wurde ein Urmodell gebaut, eine zweiteilige Silikonform erstellt und in dieser jeder Stellhebel einzeln abgegossen. Das Ergebnis sieht toll aus, aber die Gießerei ist aufwändig und dauert, je nach Kunststoff Gießmasse bis zu 12 Stunden. Gelegentliche Luftblasen machen Nacharbeiten nötig und teuer ist das Material auch noch. Für kleine Stückzahlen gut, für Möckmühl hätten wir so Wochen nur für die Herstellung der Stellhebel benötigt.
Für den Bahnhof Möckmühl mit seinen 14 Weichen, Regel- und Schmalspur zusammen, brauchen wir 28 Hebel. Jeden Tag einen gießen bedeutet Arbeit für einen Monat und ständig das Gepansche mit den Chemikalien. Nicht schön.
Diese Hebel haben auch nur eine Länge für rund 100mm hohe Seitenwände. Auch unter dem Modul ist so viel Platz, auf der Regelspurseite ist der Einbau mal kein Problem.
Allerdings ist auf der Schmalspurseite die Strasse abgesenkt, somit reduziert sich die Modulhöhe der Seitenwand. Ein langer Weichenstellhebel würde hier kaum mehr Material stehen lassen. Also wird hier ein neuer Hebel benötigt der kleiner ist und sich schneller herstellen läßt.
Somit ergibt sich auch ein kleinerer, seitlicher Ausschnitt für den Stellhebel.
Für beide Versionen des Hebels wird nun das Gewicht auf einen Durchmesser von 20mm verringert, der Hebel ist nun in der "langer" Version 50mm und in der "kurzen" Version 40mm lang.
Die Wahl fällt hierbei auf eine Konstruktion aus ausgelasertem Plattenmaterial. Hierfür sind für einen Hebel jeweils drei Teile nötig:
Diese drei Teile werden dann mit einem abgewinkelten Stahldraht verklebt, der die eigentliche Kraft zum Drehwelle überträgt.
Die Teile sind recht klein und werden auf der Platte recht dicht aneinander liegen. Damit sie beim lasern nicht am Ende lose in der Maschine liegen, und wohlmöglich durch das Wabenrost in das Innere der selben fallen, habe ich jedes Teil anstelle der geschlossenen Kontur mit einem Halteanker ausgestattet. Ein unscheinbares, aber ungemein praktisches Detail.
Dieser Halteanker ist gerademal 0,5mm lang, abzuglich der Breite des Laserstrahls verbeiben hier nur wenige 1/10mm Material, genug um das Bauteil zu halten und dennoch leicht und ohne Werkzeug aus dem Plattenrahmen herauszubrechen.
Nun werden von diese Weichenhebelteile auf einer ~400mm x 300mm großen Platte plaziert. In einem Laserdurchgang entstehen also Bauteile für 90 Weichenhebel.
Von der Platte mit den Einzelteilen habe ich blöderweise kein Bild gemacht. Das Herauslösen aller Teile ging sehr schnell und der restliche Rahmen ließ sich schön klein bröseln. Dies waren dann die ersten Teile die zu einem Weichenstellhebel verklebt werden sollen.
Aus einem verkupferten 2mm Schweißdraht entsteht der eigentliche Stellhebel. Hierfür wird mit der Kombizange ein 10mm langes Ende um 90° abgewinkelt. Dies ist später der Griff des Hebels.
Die Montage erfolgt von hinten nach vorn. Erst den Stahldraht auf eine Klebstoffunempfindliche Auflage, hier das Trennpapier eines Teppichklebeband Streifens, gelegt und das hintere Gewicht darauf gelegt. Der Draht liegt in der dafür vorgesehen Aussparung.
Nun wir das Mittelteil auf den Draht gefädelt und mit dem Draht und hinterem Gewicht ausgerichtet.
Als letztes wird das vordere Gewicht aufgesteckt und mit den anderen Bauteilen ausgerichtet.
Mit dünnflüssigem Sekundenkleber, Aktivator und Füllstoff für Sekundenkleber werden die Bauteile miteinander verbunden und die Lücken zwischen Draht und Hebel gefüllt.
Die so montierten Hebel werden dann mit schwarzem "Rallylack" aus der Sprühdose lackiert. Hierfür habe ich sie einfach in einen Streifen Hartschaum gesteckt. So kann man ohne viel Aufwand 10 Hebel am Stück lackieren.
Die weiße Seite für die Grundstellung wird mit der Hand aufgepinselt. Hierfür muß man natürlich die Hebel schon ihren Weichen zuordnen und wissen wie die Grundstellung der Weiche ist. Eine Besonderheit im Bahnhof Möckmühl sind die unterschiedlich hohen Hebel. Auf der schmalspurigen Seite des Bhf ist das Gelände abgesenkt und so kein Plazu für die langen Hebel. Hierfür haben wir spezielle kurze Hebel hergestellt. Das bringt nun mit sich das wir die Grundstellung kennen müssen. Wären beide gleich lang wäre die egal, dann wäre immer einer links und rechts "weiß".
Die Taschen der Weichenstellhebel werden in zwei unterschiedlichen Farben ausgemalt.
Um später im Betrieb einfacher die Weichenantreibe der Schmalspur von der Regelspur zu unterscheiden sind die Taschen der Schmalspur lichtgrau, RAL 7035, ausgelegt, die der Regelspur in ockerbraun, RAL 8001.
Die ausgemalten Taschen sind sehr gut zu unterscheiden. Dennoch sind die Farben nicht sonderlich aufdringlich.
Die fertigen Weichenstellhebel in den ausgemalten Taschen.